Business Mittwoch, 24.04.2024

"Der Weg zurück zum Club": Erinnerung an ausgeschlossene jüdische Club-Mitglieder

Zum Heimspiel des 1. FC Nürnberg gegen den Karlsruher SC (Sonntag, 28.04.24, Anstoß: 13.30 Uhr) wird es eine besondere Aktion der 9. Klassen des Sonderpädagogischen Förderzentrums (SFZ) Jean-Paul-Platz Nürnberg geben: ein 250 Meter langes Objekt von der S-Bahnhaltestelle bis zum Max-Morlock-Stadion mit je einem Würfel für jedes der 142 ausgeschlossenen jüdischen Club-Mitglieder. Alle Club-Fans sind dazu herzlich eingeladen.

Das Auffinden der Kartei der 142 ausgeschlossenen jüdischen Club-Mitglieder und die Aufarbeitung der Schicksale der Menschen durch Bernd Siegler in seinem Buch „Heulen mit den Wölfen“, inspirierte die Schule zu ihrer Idee, diese Menschen mit ihren Schicksalen wieder „lebendig“ werden zulassen.

Klassenübergreifend sägten Schülerinnen und Schüler zunächst aus quadratischen Balken 142 Holzwürfel. Bewusst haben sie sich für Holz und nicht für Stein entschieden, da dies ein lebender Werkstoff ist. Die Symbolik spielt bei der ganzen Aktion eine nicht unwesentliche Rolle. Rot und Schwarz wurden die „Lebenswürfel“ von den jungen Leuten in den FCN-Farben besprüht.

QR-Code mit Biografien

Die Namen der 142 damals ausgeschlossenen Club-Mitglieder brannten die Jugendlichen der Klassen 9a und 9b anschließend mit Brennkolben in jeden einzelnen Würfel ein. Da die Förderschülerinnen und –schüler sehr viel mit den Händen arbeiten, wurde auch dieser Arbeitsschritt bewusst so gewählt.

Nicht nur die Namen, sondern auch die teils sehr berührenden Biografien der Menschen sollten transparent gemacht werden, dafür wurde an der Oberseite der Namenswürfel ein QR-Code angebracht, der zur jeweilige Biografie führt. Hierbei unterstützte Club-Historiker Bernd Siegler.

S-Bahn bis Stadion: 250 Meter langer „Weg zurück zum Club“

Nachdem die „Lebenswürfel“ durchbohrt und an einer Schnur aufgefädelt werden, wird dieses rund 250 Meter lange Objekt nun am Sonntag gegen 11 Uhr von den Schülerinnen und Schülern am Weg zwischen S-Bahnhaltestelle und Max-Morlock-Stadion am Zaun angebracht. Über die Straßen arbeiten sie mit Straßenkreide. Einige Jugendliche werden – gekleidet in weiße T-Shirts – entlang der Strecke stehen und Auskunft zu dem Projekt geben.

Der „Weg zurück zum Club“ endet am Stolperstein für Jenö Konrad vor dem Max-Morlock-Stadion. Dieser Stolperstein für den ehemaligen jüdischen Trainer des 1.FCN ging ebenfalls auf ein Projekt der Schule im Zusammenhang mit dem Jenö-Konrad Cup zurück.

Bei Fotostation „Gesicht gegen Rechts“ zeigen

Am Stadion gibt es einen Pavillon mit einer Fotostation. Fans und Besucher*innen des Club-Spieles können sich hier zum Motto „Wir zeigen Gesicht gegen rechts“ fotografieren lassen. Die Fotos werden vor einem Plakat gemacht, dessen Buchstaben FCN aus den Fotos der ausgeschlossenen Club-Mitglieder gestaltet wurden. Außerdem kann der Jenö Konrad-Schal für die Aufnahmen umgehängt oder gehalten werden.

„Es ist auch eine Hommage an die Mitglieder, denen damals bitteres Unrecht geschah. Die Würdigung und das Sichtbarmachen dieser vielen Menschen ist uns im Laufe der Projektarbeit eine Herzensangelegenheit geworden“, sagt Projektleiterin und Lehrerin Marika Schönfeld.

Der 1. FC Nürnberg dankt den Schülerinnen und Schülern des SFZ Jean-Paul-Platz und den beteiligten Lehrkräften herzlich für ihr Engagement und großartiges Projekt. Alle Club-Fans sind eingeladen, „den Weg zurück zum Club“ zu gehen, mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen und sich am Stolperstein für Jenö Konrad fotografieren zu lassen.


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